Montag, 1. Oktober 2007

Ein Fünftel will die Mauer zurück!

Laut einer emnid-Umfrage im Auftrag von N24 wollen 21 Prozent der Oostdeutschen die Mauer zurück. Als Bürger zweiter Klasse fühlen sich 74 Prozent der Ostdeutschen. Das sind dramatische Werte, die unterstreichen, wo die Politik total versagt hat.

Mal abgesehen davon, dass die Probleme der Ostdeutschen mit der Mauer nicht geringer sondern nur anders wären, sind Gedanken wie Mauernostalgie zwei Tage vor der "Volljährigkeit" der Einheit der Deutschen Ausdruck der Verbitterung und Verzweiflung.

Dass sich Dreiviertel der Ostdeutschen als Bürger zweiter Klasse in unserem Land fühlen, zeigt aber auch ein grundsätzliches Versäumnis an. Über alle Transferleistungen und Subventionen hinweg wurde versäumt, die Wiedervereinigung mit Würde und Anstand zu gestalten. Das Wort der "blühenden Landschaften" von Helmut Kohl war unverantwortlich und suggerierte, dass die gebratenen Tauben zwangsläufig die Münder derer erreichen, die sich zur Wiedervereinigung nach Kohls Gusto bekannten.

Es müssen neben Arbeitsplätzen eben auch moralische Werte geschaffen werden, auf die man stolz sein kann. Wer den Osten lediglich als am wirtschaftlichen Tropf des Westens hängenden Teil unseres Landes begreift oder deklariert, verschärft Tendenzen, wie sie aus dieser Umfrage deutlich werden!

Günter Wallraff wird 65 Jahre alt!

Herzlichen Glückwunsch, lieber Günter Wallraff! Es ist an der Zeit für mich, Ihnen Dank zu sagen.

Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, dass ich politisch gefestigt links fühle, denke und handele. Sie und Ihre Reportagen haben mir Bereiche der deutschen Gegenwart näher gebracht, die ich sonst nie kennen gelernt hätte. Die Funktionsweise unserer Gesellschaft haben Sie eindrucksvoll durch Ihren besonderen Recherchestil erklärt. Für den Recherchestil verwendet man in Schweden das eigene Verb „wallraffa“, das sogar in die aktuelle Ausgabe der Wortliste der Schwedischen Akademie aufgenommen wurde.

Dass Sie zur Zeit unter Polizeischutz stehen, weil Sie sich für Salman Rushdie einsetzen und ihn schützen, zeigt, dass Sie anders als die, die vorgeben, im Interesse der kleinen Leute zu handeln, nicht müde geworden sind. Sie haben mehr für den deutschen Arbeiter getan, als es beispielsweise ein Peer Steinbrück je tun wird.

Danke!

Wiki des Tages und einer für den Morgen

Habe mir heute Nacht die "Tagesschau vor 20 Jahren" angesehen. Und? Die darin behandelten Themen waren tagesaktuell. Am 1.10.1987 hatte man festgestellt, dass die Ozonschicht der Antarktis um 50% kleiner geworden war, wofür Fluorkohlenwasserstoffe verantwortlich seien, die vorwiegend in Spraydosen Verwendung finden würden. Der damalige Bundesverkehrsminister Warnke mahnte eine Erhöhung der Bussgelder für Verstöße im Straßenverkehr an. Diese Themen eigneten sich meiner Meinung nach nicht für den "Wiki des Tages".

Gleiches gilt auch für die Ausrufung der Volksrepublik China durch Mao Zedong am 1. Oktober 1949. China müsste zunächst seine Haltung gegenüber der Junta in Birma/Myanmar überdenken.

Würdiger erschien mir daher Albert Collins, der heute vor 75 Jahren geboren wurde. Für den Blues war eine der wichtigsten Persönichkeiten überhaupt. So bekannte Blues-Musiker wie Robert Cray, Debbie Davies, Stevie Ray Vaughan, Jonny Lang, Susan Tedeschi und Kenny Wayne Shepherd wurden von ihm beeinflusst.

Collins spielte in der für Bluesmusiker unüblichen offenen Tonart d-moll (d-a-f-d-A-D). Der Kapodaster wurde dazu noch in der Höhe des 7.Bundes angebracht, so dass Collins auch beim Rhythmusspiel in relativ hohen Lagen spielte. Er war weder Plektrum noch Daumenpickbenutzer, sondern spielte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Kurioserweise trug er den Gitarrengurt meist nicht wie für Rechtshänder normal über der linken Schulter, sondern schlüpfte nur mit dem rechten Arm durch den Gurt, hatte ihn also nur über der rechten Schulter. Eine andere "Showeinlage" war der Einsatz eines sehr langen Gitarrenkabels, das A. Collins ermöglichte sich spielend unter das Publikum zu mischen bzw. bei kleinen Clubs die Lokalität zu verlassen um "auf der Straße" zu spielen.

Hier für Euch und mich zum Wochenbeginn und als "Kaffee für die Ohren" am frühen Morgen das Stück "Caldonia", das Albert Collins hier zusammen mit Gary Moore und Albert King spielt. Fetziger, gitarrenbetonter Blues!