Sonntag, 6. Mai 2007

Groteske Urlaubsdiskussion?

In einem Interview mit der "WELT" lässt sich Bundesfinanzminister kurz und knapp zum Erholungsurlaub aus. Das will ich Euch doch nicht vorenthalten:

WELT ONLINE: Herr Minister, wie war der Urlaub in Namibia?
Peer Steinbrück: Es war ein schöner Familienurlaub. Wir haben viel gesehen und uns gut erholt.
WELT ONLINE: Vor kurzem empfahlen Sie den Deutschen, für die Altersversorgung auf einen Urlaub zu verzichten. Wie können ausgerechnet Sie während eines wichtigen Termins verreisen?
Steinbrück: Ich bitte Sie. Das ist grotesk. Wissen Sie, wie oft ich meiner Familie Nein sagen muss? In neun von zehn Fällen. Diesmal hatte meine Familie Vorrang. Dazu stehe ich und habe nicht die Absicht, mich dafür zu rechtfertigen.

Seit dem der gewerkschaftliche Sonderurlaub für die Angehörigen der Gewerkschaft der Polizei, die die Interessen der Beschäftigten im Zollvollzug (Zollfahndung, Finanzkontrolle Schwarzarbeit, Grenzdienst usw.) rechtswidrig im klaren Gegensatz zum Artikel 9 des Grundgesetzes vom Bundesfinanzministerium gestrichen wurde und damit meine Gewerkschaft ausgegrenzt wurde, muss ich meinen Erholungsurlaub für jede gewerkschaftliche Veranstaltung nehmen. Meine Familie muss auf mich, so wie die Familien meiner Gewerkschaftskollegen, in der Folge mindestens an fünf Tagen im Jahr doppelt verzichten, denn zum einen bin ich nicht zu Hause und zum anderen muss ich arbeiten, wenn meine Familie Urlaub hat. Summa summarum sind dies zehn Tage.

Ich bin weit davon entfernt, mich und meine Tätigkeit auch nur im Ansatz mit der des Bundesfinanzministers zu vergleichen. Ich mache meine gewerkschaftliche Arbeit ehrenamtlich und habe trotzdem regelmäßig einen Arbeitstag, der insgesamt in der Regel elf Stunden lang ist. 8 1/4 Stunden braucht mein Job als Zollfahnder, der Rest geht drauf für die GdP. Um so härter trifft mich wie alle GdP-Gewerkschafter der Erlass des BMF.

Grotesk ist das kalte Ausgrenzen der Gewerkschaft der Polizei innerhalb des Bundesfinanzministeriums und nicht die Diskussion über den Namibia-Aufenthalt des Ministers Steinbrück. Wäre es anders, lägen angefangen vom japanischen Finanzminister bis hin zu den deutschen Medien alle falsch bei der Beurteilung der Angelegenheit.

Der schleswig-holsteinische SPD-Landesvorsitzende und Innenminister Ralf Stegner hat auf der Kieler Maikundkebung gesagt, dass Gewerkschaften und SPD nur gemeinsam erfolgreich sein können. Wer seine Landtagswahl so mit Bausch und Bogen wie Peer Steinbrück in NRW verloren hat (mit 37,1 % das schlechteste SPD-Wahlergebnis seit 50 Jahren!!!), hat genug Anlass, seine Grundeinstellungen einer Überprüfung zu unterziehen, nicht wahr?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Tja, und nicht zu vergessen die Äußerung, das die Zollbeamten ja durch den BDZ und VERDI ausreichend vertreten werden. Ausreichend ist würtlich zu nehmen, weil sehr gut ist was anderes. Ich zitiere: Ich persönlich werde jede Bewerbung eines Zollbeamten zur Bundesfinazpolizei ablehnen! O.k. ist nicht wörtlich, aber so ähnlich hat es Steinbrück gesagt. Vielleicht habe ich ja Glück, wenn ich mich bewerbe ist er gerade in Namibia:-))
in diesem Sinne
dj